Shaman PowerTuner PT-65 Test – Stimmiger Stromzauberer

Kennst du das? Deinen analogen Effektpedalen reichen 9V-Batterien, aber die stromhungrigen digitalen Pedale haben jedes ein eigenes Netzteil? Nicht immer liefern Hersteller eines mit. Irgendwann erkennt man: Ich brauche ein Multi-Netzteil zur Stromversorgung meines gesamten Pedalboards! Aber welches? Der Markt bietet von günstig bis unbezahlbar eine große Auswahl. Die Lösung für mein kleines platzsparendes Pedalboard ist das Shaman PowerTuner PT-65. Das bietet sogar noch ein Stimmgerät. Schauen wir mal, wie es sich schlägt. Noch eins vorweg: Ich habe das Shaman selbst gekauft und werde von niemandem für diesen Test bezahlt.

Shaman PowerTuner PT65 softDIE QUAL DER WAHL

Die neueste Gattung für Multinetzteile sind sogenannte Powertuner, d.h. Multinetzteil und Stimmgerät in einem Pedal. Das spart Platz und ist, wenn es technisch solide umgesetzt ist, ein echter Mehrwert auf dem Effektboard. Das Wichtigste bei einem Multinetzeil neben einer stabilen Stromversorgung sind isolierte, also galvanisch getrennte Ausgänge. Sonst kann ein analoges Fuzz mit einem digitalen Chorus an der gleichen Stromquelle zu störenden Nebengeräuschen wie Brummen führen. In der Liga ab 100 Euro kann man eigentlich voraussetzen, dass die Ausgänge ordentlich isoliert sind. Aber wie sieht es bei den günstigeren Powertunern aus?

Diese Gerätegattung ist noch relativ neu. Vergleicht man ein paar angebotene Modelle auf den bekannten Händler-Websites, fällt auf, dass sie vermutlich alle aus der gleichen chinesischen Fabrik stammen, sie sehen nämlich – abgesehen vom Markennamen – absolut identisch aus. Dass Musikhändler chinesische Produkte auf Eigenmarken labeln ist nichts Ungewöhnliches. Thomann hat Harley Benton, MusicStore hat Fame und Session bietet seit Neuestem Kong-Produkte. Dadurch entziehen sie sich dem Preiskampf um bestimmte Markenprodukte. Aber mein wichtigstes Kriterium waren ja galvanisch getrennte Ausgänge. Leider steht davon nichts in den knappen Produktbeschreibungen. Einzig beim Musikhaus Kirstein findet sich ein Modell, das isolierte Ausgänge verspricht: Das Shaman PT-65.

GEHÄUSE & TECHNIK

Das Gehäuse des Shaman PT-65 unterscheidet sich mit weißem Gehäuse optisch deutlich vom Harley Benton PowerPlant Tuner Junior von Thomann oder dem Fame LT-920 Power Tuner vom Musicstore. Das Pedal ist ein kleines bißchen größer als die beiden anderen Modelle. Es misst 112 x 64 x 34 mm (L x B x H) gegenüber 98 x 52 x 50 mm beim Fame und beim Harley Benton. Dafür ist es mit 220 g ein bißchen leichter als Harley Benton und Fame (300 g). 

Shaman PowerTuner PT65 KabelAlle Modelle bieten 8 Ausgänge mit 9 Volt Gleichstrom (Minuspol innen), was für die meisten Effekte passt. 6 Ausgänge bieten jeweils 100mA und 2 Ausgänge haben jeweils 500 mA. Die Leistung der beiden 500 mA-Ausgänge reicht auch für stromhungrige Digital-Pedale wie Strymon oder Eventide. Die Artikelbeschreibung des Shaman PT-65 erwähnt ausdrücklich „isolierte Massen“, weswegen ich mich für dieses Modell entschieden habe.

Nützliche Infos für den angehenden Pedalboard-Planer: Es werden ingesamt 8 einzelne Netzkabel mitgeliefert. 6 davon sind 60 cm lang, 2 sind jeweils 72 cm lang (ohne Stecker gemessen). Die Winkelstecker auf der einen Seite brauchen eingesteckt nur noch 1 cm seitlich Platz. Das Kabel des Steckernetzteil zum PT-65 ist 1,10 m lang, was auf der Bühne eine Verlängerung notwendig machen dürfte, aber bei mir zu Hause vollkommen ausreicht.

Das 5-farbige Display des Shaman ist groß und hell genug. Es kann auch schräg noch gut abgelesen werden, ohne frontal zu blenden.

IN DER PRAXIS

Mein neues Pedalboard sollte ein „kleines“ sein, also nur das Nötigste: Stimmgerät, Verzerrer (in dem Fall ein Fuzz), Kompressor, Modulation (Chorus, Flanger, Phaser), ein Tremolopedal, ein Delay und ein Hall. Das Pedaltrain Metro 24 bietet mit 60 cm Breite haarscharf den Platz für meine Pedale. Unter die kleinen Pedalboard-Modelle passt aber keine Stromversorgung. Wie gut, dass das Shaman PowerTuner PT-65 zwei Geräte in einem Pedal bietet.

kleines Pedalboard Maegz

Hat man alles verkabelt, angeschlossen und eingeschaltet hört man: Nichts. Und das ist gut so. Es herrscht absolute Stille, kein Rauschen, kein Brummen und das obwohl am PowerTuner ein Fuzz und digitale Modulationseffekte hängen. Die Stromversorgung läuft stabil und zuverlässig. Damit macht läuft der Teil mit der Stromversorgung schon mal genau wie gedacht. Sehr schön!

Kommen wir zum chromatischen Stimmgerät des Shaman PT-65: Die farbigen Segmente zeigen übersichtlich an, ob man zu tief, zu hoch oder genau richtig liegt. Dabei leuchten die roten Segmente links von der Mitte immer. Die orange-farbenen Segmente rechts von der Mitte nur, wenn der Ton zu hoch ist. Das ist etwas gewöhnungsbedürftig, aber man hat sich schnell daran gewöhnt. Das Shaman PT-65 erkennt die Töne schnell und hört sie vor allem lange. Damit ist es für mich absolut praxistauglich. Praxisgerecht ist auch, dass der Ausgang stummgeschaltet wird, wenn man stimmt. Denn Saiten hoch- und runterdrehen ist eben für den Rest der Band oder das Publikum nicht so spannend.

Shaman PowerTuner PT65FAZIT

Der Shaman PowerTuner PT-65 ist meine Empfehlung für alle, die ein Multinetzteil und Stimmgerät suchen und wenig Platz auf dem Board haben. In einem kleinen Pedal gibt es ein zuverlässiges chromatisches Stimmgerät mit schickem Display und eine Stromversorgung für bis zu 8 Effektpedale. Die üppigen Leistungsreserven reichen locker für kleine und mittlere Boards und dank isolierter Ausgänge bleibt der Gitarrenklang brummfrei.