Compressor Vergleichstest: Keeley vs. Diamond vs. Seymour Duncan
Durch einen Zufall sind drei erstklassige Kompressor-Pedale auf meinem Tisch gelandet: Der nagelneue Keeley Compressor Plus, der gelbe Diamaond Compressor Jr. und der Semyour Duncan Vise Grip. Was liegt da näher, als sie mal mit- und gegeneinander zu testen? Gibt es einen eindeutigen Gewinner oder Verlierer? Gibt es große klangliche Unterschiede und wenn ja, welche? Finden wir es heraus!
DIE KANDIDATEN
Der Compressor Plus ist der neueste Streich aus dem Hause Keeley. Seit Anfang Juli 2017 auf dem Markt steckt ihn ihm die gesammelte Erfahrung und geballte Kompetenz von Robert Keeley im Bau hochwertiger Kompressoren. Er kommt in kleinem Gehäuse und ist robust gefertigt. Den vollständigen Testbericht könnt ihr hier noch mal nachlesen.
Aktueller Straßenpreis: ca. 150 € (Einführungspreis Juli 2017, später voraussichtlich ca. 240 €)
Der Diamond Compressor Jr. ist ein ziemlicher Ziegelstein! Ein auffällig gelbes Pedal, dass höher als die meisten Pedale daherkommt. Mit nur drei Reglern ist es sehr einfach zu bedienen. Die Bauteile und Verarbeitung sind extrem hochwertig und es wirkt äußerst robust. (Vollständiger Testbericht hier lesen.)
Aktueller Straßenpreis: 199 € (Juli 2017)
Unser dritter Kandidat ist der Vise Grip von Seymour Duncan. Er hat in dieser Runde das größte Gehäuse und sieht sehr elegant aus mit seinen weißen Potis und dem dunkelblauen Gehäuse. Auch er ist robust verarbeitet und wirkt absolut live-tauglich. (Vollständiger Testbericht hier lesen.)
Aktueller Straßenpreis: 149 € (Juli 2017)
DER TEST
Alle drei Kompressor-Pedale wurden so eingestellt, dass sie sich von der Lautstärke und EQ klanglich annähern. Dadurch gibt es keine „Ausreißer“, aber man hört am ehesten, wo die kleinen aber feinen Unterschiede in der jeweiligen Kompression liegen. Die individuellen Grenzbereiche eines Modells kann man ohnehin nur live mit dem eigenen Spiel und Equipment erfahren als in einem kleinen YouTube-Video.
KOMPRESSOR RELOADED
Beginnen wir mit dem Keeley Compressor. Er klingt sehr transparent, färbt nicht und drängelt sich nicht in den Vordergrund. Er unterstützt im besten Sinne den Ton und fungiert damit als dynamischer Klangveredler, der den Gitarrensound knackiger und durchsetzungsfähiger macht. Die Obertöne perlen förmlich aus dem Lautsprecher. Mit seinen vier Reglern und dem kleinen Kippschalter für Attack lässt sich der Compressor Plus bestens an jede Gitarre und jedem Amp einsetzen. Ganz gleich ob rhythmisch akzentuiertes Spiel in Country und Funk oder Sustain-Unterstützung in Soul oder für das Hard Rock-Solo, der Compressor Plus ist klangliche Oberliga und liefert zuverlässig jeden Compressor-Sound, den man sich vorstellt. Keeley hat nicht zu viel versprochen, wenn er sagt, dass im Compressor Plus die Erfahrung seiner langjährigen Entwicklung von Kompressor-Pedalen steckt. Ein ausgereifter Kompressor, der zum aktuellen Preis ein überragendes Preis-Leistungsverhältnis bietet.
GELBER ALLROUNDER
Der zweite Kandidat ist Diamonds gelber Compressor Jr. Entstanden ist er auf die Nachfrage vieler Gitarristen nach dem exzellenten Diamond Compressor-Sound in einem platzsparenderen Gehäuse. Er klingt ebenfalls sehr transparent, wenn auch eigenständiger als der Keeley. Im direkten Vergleich fällt auf, dass er in eigentlich allen Einstellungen ausgezeichnet klingt. Egal was man spielt: Der Diamond veredelt es und die Gitarre klingt einfach besser. Dabei verhält er sich dennoch sehr zurückhaltend und ist kein aufdringlicher Schönfärber. Vielmehr erkennt man sein eigenes Equipment absolut wieder – es klingt eben einfach besser. Einen netten Nebeneffekt zeigt die Status-LED: Je nach Dynamik des Gitarrensignals wechselt die Farbe live von Gelbgrün über Orange bis Rot, je nachdem wie sehr der Ton komprimiert wird. Mir fällt es hier schon schwer, einen direkten Favoriten auszumachen. Der Diamond erfüllt mit seiner einfachen Bedienung und seinem jederzeit lebendigen Klang die Voraussetzung, ein Dauergast auf jedem Pedalboard zu sein.
VIELSEITIGER GRENZGÄNGER
Als dritter geht der Seymour Duncan Vise Grip ins Rennen. Er hat es mir am Anfang nicht leicht gemacht ihn zu lieben, weil er sehr weite Regelwege hat und damit auch extreme Klangvorstellungen oder Anpassungen ans eigene Gitarrenequipment möglich sind. Beschäftigt man ein wenig näher damit, fällt auf, dass er sich vor seinen beiden Boutique-Kollegen keineswegs verstecken braucht. Er liefert einen äußerst tragfähigen Ton mit langem Sustain, der problemlos genug Lautstärkereserven hat, um auch noch als Boost zu funktionieren. Auch der Vise Grip hat einen eigenständigen Charakter, ohne den Gitarrensound „zuzukleistern“. Für jede Musikrichtung findet man sehr überzeugende Sounds in diesem Pedal. Dabei klingt er sowohl mit funkigen Single Coil-Sounds als auch mit warmen Humbucker-Leadlines immer erstklassig, druckvoll und brillant.
FAZIT
So leid es mir tut, ich kann keinen eindeutigen Sieger nennen. Immer wenn ich während des Testens dachte, ich hätte meine Wahl für einen bestimmten Favoriten getroffen, musste ich es Minuten später revidieren. Jedes Pedal hat individuelle Highlights: Der Keeley seinen hochwertigen Klang, der Diamond, dass er schnell und einfach immer überragend klingt und der Seymour Duncan seine Vielseitigkeit. Alle drei Pedale haben gemeinsam, dass sie sehr nebengeräuscharm sind. Sie verstärken und komprimieren also nur, was im Original-Gitarrensound schon vorhanden ist. Es fällt mir daher schwer, mich ausschließlich für ein Modell zu entscheiden. Am besten ihr gebt einem oder mehreren Kompressor-Pedalen aus dieser Runde eine Chance und probiert sie selbst einmal aus. Es lohnt sich!