The Intersphere live im Franz K

Man freut sich ja auf jedes Konzert. Die Lieblingsband, die Lieblings-CD live zu sehen ist immer etwas besonderes. Aber nicht jede Band kann die hochgesteckten Erwartungen auch erfüllen. Bei The Intersphere war ich ganz besonders gespannt, wie sie ihre anspruchsvollen Songs live rüberbringen.

No sleep ‚til Reutlingen. Direkt nach dem Büro 100 km übers Leonberger Dreieck ins schwäbische Hinterland ist schon eine besondere Herausforderung für junge Väter nach einer arbeitsreichen Woche. Aber ich hatte The Intersphere schon zwei mal live verpasst (Kinder bekommt man ja auch nicht jede Woche), deswegen war diese Tour ein Pflichttermin. Das Franz K. in Reutlingen kannte ich noch nicht und war umso mehr überrascht, was für ein cooler Club das ist. Alles da: Musik, Kleinkunst, Kabarett, ansprechendes Ambiente. Das schwäbische Hinterland hat kulturell wohl mehr zu bieten, als meine Großstadt…

Als Vorband lernten wir Shuffle aus Frankreich kennen und lieben. Vorbands sind ja immer so eine Sache. Wird es ein lästiges Übel oder lernt man eine tolle neue Band kennen? Eigentlich ist man ja wegen der Hauptband da… Aber mit ihrer Mischung aus Incubus und Rage against the machine macht die Band aus Le Mans alles richtig. Die sollte man im Auge behalten!

Nach einer kurzen Umbaupause kamen die 4 Jungs von The Intersphere unprätentiös auf die Bühne und rockten von der ersten Sekunde an den Saal. Ich kannte eigentlich nur ihr letztes Album „Relations in the unseen“ aber dank der konstant hohen Qualität des Songmaterials ist man schnell drin. Wie straff diese Band ihre komplexen aber melodiösen Arrangements live spielt, macht einen sprachlos aber glücklich. Es groovt, es lebt, es pulsiert, es wabert sphärisch und dann knallt es wieder bretthart aus den Boxen. Auch Nichtmusiker merken schnell, dass hier hinter jedem Instrument ein Könner steckt. Es gab ein Best of alle Alben und immer wieder überrascht es, wie präzise jeder auf den Punkt spielt. Als ich dachte „Moritz‘ Snare möchte ich aber auch nicht sein“ hatte er sie schon durchgespielt, wechselte sie im laufenden Betrieb und weiter gings. Er ist vermutlich zur Zeit einer der besten Schlagzeuger Deutschlands. Thomas rockt an der Gitarre, dass man versucht ist zu fragen „Foo wer?“, Sebastian bedient sowohl Bass als auch Boyband-Anteil (sorry ? ) und Sänger/Gitarrist Christoph gibt im Zentrum Takt und Ton vor. Und alles zusammen steht einfach wie eine Wand aus wunderschönen und mächtigen Melodien und Groove.

Egal, wie viele Zuschauer ins Franz K. passen, es sind auf jeden Fall zu wenig. Diese Band braucht eine größere Bühne. In einer gerechten Welt wären The Intersphere auf Platz 1 der Charts. Sie würden Download-Statistiken anführen und wären auch im Fernsehen ein häufig und gern gesehener Gast. Wo hat man schon mal das Glück, dass eine Band aus Deutschland handwerklich derart überzeugt? Dass jeder Song perfekt produziert ist und die Band das auch live auf den Punkt spielt? Wer sie noch nicht kennt, sollte sich unbedingt diese Live-Aufnahme (ja, live im Studio) ansehen. Ich hab direkt Lust mir gleich Karten für Pforzheim zu holen und sie noch einmal live zu sehen…

PS: Danke Jungs! Ich habe nie wieder ein schlechtes Gewissen, wenn ich mir ein neues Pedal für mein Effektboard gönne! ?