Digitech Carcosa Test – hässliches aber geniales Fuzz

Mein altes Fuzz hatte 7 Regler und ist mir immer ein bißchen zu kompliziert gewesen. Deshalb hat mich das Digitech DOD Carcosa Fuzz mit seinen nur 4 Potis gereizt. Die positiven Testberichte und Videos taten ein Übriges, um mich wirklich neugierig zu machen. Wenn es nur nicht so hässlich wäre…

ERSTER EINDRUCK
Beim Harman-Konzern laufen ja die digitalen Effekte unter dem Label Digitech, während die analogen das DOD-Logo tragen. Das Carcosa ist überraschend leicht, wirkt aber robust verarbeitet. Man traut sich damit auf eine Bühne. Die Beschriftung ist schlecht zu entziffern, insgesamt gefällt mir die Gestaltung mit dem gelben Schädel und den Bezeichnungen aus einer Horrorgeschichte überhaupt nicht. Da ist mal wieder Boutiquedesign-Gaul mit Digitech durchgegangen wie beim Polara. Gerade die anderen DOD-Pedale überzeugen durch eine unaufgeregte und bestens lesbare Gestaltung. Naja, es kommt ja auf den Klang an. Der überzeugt von Anfang an. Klingt wie ein typisches Fuzz und lässt sich sehr einfach und intuitiv einstellen. Alle Regler machen das, was man von ihnen erwartet. Sehr gut!

Digitech DOD Carcosa Fuzz gerade

DIE BEDIENUNG
„Before“ regelt den Fuzz-Anteil, also den Verzerrungsgrad. „Output“ ist für die Ausgangslautstärke zuständig. „After“ ist der Kaputt-Regler: Zugedreht klingt das Fuzz sauber und fast nach Distortion. Je weiter man aufdreht, desto wilder, bolleriger und unberechenbarer wird der Klang. Voll aufgedreht verschluckt sich das Fuzz fast an seinen Kompressions- und Gate-Artefakten. Hier kann also jeder einstellen, wie heftig man es mag.

Der Regler „Hi-Cut“ ist eine Höhenblende, die bei Linksanschlag am bassigsten klingt und je weiter man im Uhrzeigersinn nach rechts dreht immer mehr Höhen hinzufügt. Ich mag Höhen und Presence und damit ist wirklich eine Anpassung an noch so mumpfiges und wollig-warm klingendes Vintage-Equipment möglich. Mit dem kleinen Kippschalter in der Mitte sind weitere Klanganpassungen möglich: „Demme“ (Kippschalter oben) ist ein Boost für Bass und untere Mitten und ist für cleane Amps geeignet. „Hali“ (Kippschalter unten) nimmt genau diese Frequenzen etwas raus, womit es besser klingt, wenn der Verstärker schon etwas zerrt.

Ein- und Ausgangsbuchse sind selbsterklärend. Das Pedal hat einen Netzteilanschluss und begnügt sich mit 9V/4 mA. Für den Batteriewechsel muss man die Bodenplatte abschrauben.

DER KLANG
Frei nach Gertrude Stein: Ein Fuzz ist ein Fuzz ist ein Fuzz. Klingen alle irgendwie ähnlich. Aber ganz so einfach ist es dann eben doch nicht. Das Carcosa wirkt sehr simpel, aber es ist wirklich erstaunlich, wieviele verschiedene Sounds man diesem Pedal entlocken kann. Der stufenlos regelbaren Zerstörungs-Grad – unabhängig von der Verzerrungsintensität – ist sehr intuitiv und liefert einem Sounds von 60s Vintage-Klängen bis zu völlig kaputten Low-Fi Jack White Noise-Orgien. Es klingt immer transparent und lässt den Amp noch atmen.

Am besten gefällt mir, wie gut man den Sound alleine mit dem Volume-Poti der Gitarre steuern kann. Das habe ich so noch von wenigen Pedalen erlebt. Am wenigsten hätte ich diese Dynamik von einem Fuzz erwartet. Aber egal ob Humbucker oder Single-Coils, das Carcosa klingt immer hervorragend und lässt sich von crispem Clean bis Vollgas mit einem Dreh an der Gitarre hochjagen.

Digitech DOD Carcosa Fuzz steht

FAZIT
Das DOD Carcosa ist ein fantastisches und vielseitiges Fuzz-Pedal. Es ist schnörkellos, robust und 100% praxistauglich. Sieht man mal von der missglückten Beschriftung ab, ist es einfach zu bedienen. Das Highlight ist seine Vielseitigkeit: Von 60s Fuzz über glitzerndes Clean bis hin zu derbsten Noise-Orgien kann es alles. Dabei bleibt der Klang stets transparent und dynamisch mit Gitarren Volume-Poti regelbar. Für diese erstaunliche Leistung ist das Carcosa überraschend günstig und ein richtiges Schnäppchen!