Farmer Boys live im LKA Longhorn Stuttgart
Es war 1996 und so ein Nachtdienst im Krankenhaus konnte ganz schön lang werden. Irgendwann lief auf MTV das Video einer blutjungen Stuttgarter Band, die Depeche Modes „Never let me down again“ auf Metal coverten. Es war Liebe auf den ersten Ton! Die Gitarren tief und satt, der Sänger tonsicher mit der richtigen Stimme und überhaupt das Arrangement mit Keyboard, tightem Bass und Schlagzeug-Groove – es passte einfach alles.
Das Album „Countrified“ hielt, was dieser eine Song versprach. Die Farmer Boys waren von da an meine große Liebe. Anderen Lieben sollten kommen und gehen, aber über die kommenden Jahre lieferten die Jungs aus dem Kessel zuverlässig ab. Alex Scholpps tiefe Metalgitarren mit breiten Synthie-Flächen und Matze Sayers charakteristischen Stimme waren ein Fixpunkt in meinem musikalischem Universum. Leider hatte ich es nie geschafft, sie live zu sehen. Und dann waren sie plötzlich nach ihrem letzten Album Other Side (2004) verschwunden. Es gab einzelne Überraschungsauftritte in der Röhre oder auf einem Festival, aber sonst blieben sie weg.
Bis letzten Winter ein Lebenszeichen bei Facebook auftauchte mit der Ankündigung eines neuen Songs (!), einer kleinen Tour (!!) und eines neuen Albums (!!!). Also habe ich innerhalb von 5 Minuten Konzerttickets gebucht. Zurück in die Gegenwart, das LKA Longhorn in Stuttgart-Wangen eines lauen Abends im April 2017.
Die Farmer Boys baten auf Facebook um pünktliches Erscheinen (keine Vorband), aber bequemten sich dann erst mit einer Dreiviertelstunde Verspätung auf die Bühne. Der „DAS ist meine Musik!“ Effekt stellte sich nach wenigen Takten ein. Die Jungs spielten los und es passte einfach alles. War natürlich auch ein Heimspiel. Bis Alex Verstärker nach zwei Songs ausstieg und Matze, Ralf, Richard und Timm etwas improvisieren mussten. Aber nach ein paar Minuten war auch das geklärt. Es folgte ein Klassiker nach dem anderen. Oder kam das nur mir so vor, dass alle Songs super waren?
Es war ein Traum, diese Stuttgarter Metal-Vollbedienung! Ab und zu hakte noch die PA ein bißchen, aber das schmälerte das Konzert in keiner Weise. Die Band hat mit zwei personellen Neubesetzungen (Richard Due – Keyboards, Timm Schreiner – Drums) abgeliefert, als sei sie nie weg gewesen. Es bleibt die Hoffnung, die Farmer Boys auch bald wieder live mit ihrem neuen Album zu erleben. Die ersten Songs „You and me“ und „Revolt“ sind Grower. Sie werden besser mit jedem Anhören und verbinden die klassischen Tugenden (Melodien, Harmonien, Groove, GITARRE!) mit zeitgemäßem Sound und Arrangements. Bitte so schnell wie möglich mehr davon!