Anthrax live im LKA „Among The Kings“
Wer ist dein Lieblingsgitarrist, der deinen Spielstil beeinflusst hat? Einer meiner Helden ist Scott Ian von Anthrax. Leider habe ich sie nie live mit den großen Alben aus den 80er gesehen. Deshalb hatte ich innerhalb von 5 Minuten Tickets, als die „Among The Kings“ Tour angekündigt wurde: Mit dem kompletten Album „Among The Living“ und einem Best-Of ihrer letzten beiden Alben „Worship Music“ und „For All Kings“ sowie All-Time-Hits.
Von den vier Großen des Thrash (Metallica, Megadeth, Anthrax und Slayer) hat jeder andere Favoriten. Meine Band war schon immer Anthrax, weil sie sich innerhalb des Metal-Zirkus nicht allzu ernst genommen haben. Die letzten Male waren Anthrax immer als Vorband unterwegs mit anderen Bands, die ich nicht unbedingt sehen wollte. Deshalb habe ich natürlich sofort Karten bestellt, als sie als Headliner ins LKA nach Stuttgart kommen sollten. Ich finde, dieser Club hat dafür genau die richtige Größe.
Vorband waren The Raven Age mit dem Sohn von Iron Maiden-Bassist Steve Harris. Die Jungs spielen einen melodischen Metal mit Metalcore-Anleihen. Kann man gut live anschauen, die können was. Nach einer Umbaupause eröffneten Anthrax mit alten Hits von „Spreading the Disease“. Es wäre toll, die würden zu jedem Album eine Anniversary-Tour machen!
Die folgenden zwei Stunden gab es die klassische Thrash-Packung. Alle Anthrax-Hits live, da fehlte fast nix. Die Band hatte extra vorher eine Umfrage im Internet gemacht, welche Songs die Fans neben „Among The Living“ hören wollten. Kundenzufriedenheit geht vor 😀 Und das hat wirklich Spaß gemacht. Joey Belladonna gibt immer noch die Hochton-Diva, Frank Bello rennt als gäbe es Kilometergeld und Scott Ian setzt ein Rhythmus-Fundament darunter, das andere Bands gerne hätten – der Malcolm Young des Thrash! Der neue Lead-Gitarrist Jonathan Donais hat seinen Job unauffällig aber sehr gut gemacht; auch wenn mir natürlich das klassische Line-Up mit Dan Spitz noch etwas lieber gewesen wäre. Scott Ian springt natürlich nicht mehr ganz so über die Bühne wie in den 80ern. Immerhin sind seine Hüften mittlerweile auch 54 Jahre alt! Statt seiner klassischen Jackson Soloist-Gitarren hatte er dieses mal neue Jackson King V-Signaturemodelle dabei. Seine Amps waren versteckt, wahrscheinlich war sein neuer Endorsement-Deal für EVH 5150 Amps noch nicht unterschrieben. Immerhin hat er noch gar nicht lange her exklusiv seine Randall Nullifier-Verstärker gespielt. Aber nachdem die Zusammenarbeit von Amp-Designer Mike Fortin mit Randall sowieso schon vor über einem Jahr beendet war, hat wahrscheinlich auch Scott sein Endorsement nicht mehr verlängert. Aber sein Ton kommt sowieso aus den Fingern.
Nach zwei Stunden Metal-Vollbedienung war ich einerseits etwas fertig, hab mich aber auch 25 Jahre jünger gefühlt! Am nächsten Tag hab ich mir die Scott Ian-Biographie „I’m The Man“ gekauft. Und ein paar Wochen später kam noch ein Mitschnitt eines kleinen geheimen Best-Of Konzerts von Anthrax auf Arte. Ein wahrer Jungbrunnen, diese Anniversary-Konzerte 🙂