Ibanez FR6UC Test – vielseitiges Metalbrett

Okay, ich gebs ja zu, ich hab ein Faible für die FR-Serie von Ibanez. Mir dieser japanischen Interpretation einer modernen Tele mit 2 Humbuckern und ausgefeilter 5-Weg-Schaltung in Verbindung mit vorbildlicher Verarbeitung und hochwertigen Komponenten. Deshalb war klar, dass ich die FR6UC haben musste, als Ibanez einen Nachfolger der FR1620 ankündigte.

Meine Ibanez FR1620 ist die Nummer Eins in meinem Gitarrenpark. Die nehme ich am liebsten und häufigsten in die Hand. Allerdings hätte ich, wenn ich mir ein eigenes FR-Custom-Modell hätte wünschen dürfen, zwei oder drei Kleinigkeiten geändert. Erstens hätte ich gerne mit Hölzern experimentiert: Mahagoni für den Korpus, Ebenholz fürs Griffbrett. Zweitens hätte ich die Humbucker direkt ins Holz geschraubt, statt auf Rähmchen. Ich halte es da mit Eddie van Halen: Direkt montiert, schwingt und klingt es auch direkter. Und drittens hätte ich gerne Locking-Mechaniken gehabt. Wer den Komfort einmal kennengelernt hat, möchte es nie mehr anders.

MAEGZ CUSTOM-SHOP
Ibanez FR6UC SD vertikalWas soll ich sagen? Ibanez hat meine ihnen gegenüber nie ausgesprochenen Wünsche alle im Modell FR6UC umgesetzt. Obendrauf gab es noch die exklusiven Bareknuckle Aftermath-Humbucker (im coolen Battle Worn-Design mit „Kampfkratzern“) und eine mattschwarze Lackierung. Mir ist quasi eine Ibanez Customshop in den Schoß gefallen. Dank wilder Kurssprünge der Internet-Preise bin ich sogar zu moderatem und bezahlbarem Kurs drangekommen.

Mein erster Test war der direkte Vergleich zu meiner FR1620 mit Eschekorpus und Palisander-Griffbrett. Lässt man die Unterschiede durch verschiedene Pickups mal beiseite fällt auf, dass die FR6UC gleich mächtiger im Bassbereich schiebt. Das Mahagoni in Verbindung mit den Bareknuckles drückt eben schon ganz schön. Stimmt man tiefer, kommt dieser Effekt noch mehr zum Tragen. Je nach Verstärker, Box und eigenen Vorlieben, kann das auch schon mal zu viel des Guten sein. Diesen Bass bezahlt man vor allem mit einem Kilogramm mehr Gewicht: 4 kg bei der FR6UC gegenüber 3 kg bei der FR1620.

DIREKTER PICKUP-VERGLEICH
Die 5-Wege Schaltung mit gesplitteten Single Coil-Sounds in den Zwischenstellungen ist natürlich immer super. Da erst zeigt sich, dass neben dem Metalbrett noch ganz elegant eine Strat in der Gitarre versteckt ist. Um die beiden Modelle noch besser vergleichen zu können, habe ich die Humbucker der FR6UC gegen meine Lieblingskombination aus meiner FR1620 getauscht: Seymour Duncan Distortion an der Brücke, Seymour Duncan Jazz Neck am Hals. Von diesen beiden weiß ich, dass man perfekt Vollgas mit Obertönen (Keramik!) und gediegene Jazz-Lines inklusive exzellenten Single Coil-Splitsounds bekommt.

Meinem Geschmack kommt das auch in der FR6UC sehr entgegen. Die Bareknuckle Aftermath sind super für derb drückenden Metal moderner Prägung auf C gestimmt. Ich bevorzuge meinen Metal etwas klassischer und meine Gitarre etwas vielseitiger. Der Mahagoni-Korpus liefert auch mit den Seymour Duncans immer noch genug Bass-Schub, klart aber aber auf, wo es nötig ist. So perlen jetzt auch die Single Coil-Sounds noch mehr als die Bareknuckles. Man kann ihnen keinen Vorwurf machen, dafür waren sie nun wirklich nicht gebaut. Ibanez FR6UC SD Flunder

FAZIT
Mit der Ibanez FR6UC erhält man eine erstklassige und vor allem vielseitige Gitarre. Die Verarbeitung ist vorbildlich und es macht wirklich Spaß, sie in die Hand zu nehmen. Die Form ist gerade in Details wie dem geschraubten Halsübergang sowieso ein echter Handschmeichler. Aber auch dank ihrer klanglichen Vielfalt lässt sich dieses Modell sowohl für knallharten Metal als auch für Fusion, Funk oder Poprock empfehlen. Der einzige Nachteil ist vielleicht das etwas höhere Gewicht, aber das Jammern ist auf hohem Niveau, da hängt manche Les Paul schwerer am Gurt. Und man bekommt dafür schließlich nicht nur Bass sondern auch Sustain. Insofern ist die FR6UC eine absolute Empfehlung!

NACHTRAG 2017
Nachdem ich ja schon eine vielseitige FR von Ibanez habe, ist ein Pickup-Wechsel später die FR6UC jetzt doch meine spezialisierte Fachkraft für Metal. Was für Alex Scholpps famosen Gitarrensound recht ist, kann mir nur billig sein: Mittlerweile ist ein Set DiMarzio D’Activator aus dem Custom Shop eingebaut mit mattschwarzen Covern. Passt natürlich optisch perfekt zu diesem Modell und auch vom Klang her eine echte Offenbarung. Die DiMarzios haben reichlich Obertöne (Keramik!), schieben im Bass und kombinieren die Stärken aktiver Pickups wie den klassischen EMG 81 mit dem Vorteil, dass sie als passive Modelle keine Batterie benötigen und splitbar sind. Viel besser kann ich mir das momentan nicht vorstellen!